Pfadfinder
Die Pfadfinder sind heute die weltgrößte Jugendorganisation mit über 60 Millionen Mitgliedern rund um den Globus.
Sogar auf den Mond haben wir es mit Neil Armstrong schon geschafft.
Pfadfindergeschichte
Der Gründer der weltweiten Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden-Powell:
Geboren wurde Robert Stephenson Smyth Baden-Powell (auch genannt "BP") am 22.02.1857 in London. Er war der siebte von acht Söhnen und insgesamt zehn Kindern von Henrietta Grace und Baden Powell, einem Oxforder Geometrieprofessor, welcher noch weitere vier Kinder in die Ehe einbrachte. Schon als Kind war Robert Baden-Powell sehr interessiert an der Natur.
Mit 19 Jahren trat er in die britische Armee ein, in der er sich sehr schnell einen Namen machte. In Indien setzte er seine Soldaten in kleinen Gruppen ein, sodass jeder lernte Verantwortung zu übernehmen. Berühmt wurde er im zweiten Burenkrieg, als es ihm gelang, die Stadt Mafeking 217 Tage lang gegen eine fast vierfache Übermacht zu halten.
Der Weg zum ersten Pfadfinderlager:
Im Jahr 1899 schrieb er das Buch "Aids to Scouting" - Hilfe zum Auskundschaften. Eigentlich war es für den militärischen Zweck gedacht, nachdem er jedoch aus Südafrika heimkehrte, erkannte er, dass sein Buch zu einem Bestseller, vor allem unter Jungen, geworden war.
"Scouting for Boys", sein bereits elftes Buch, schrieb er im Jahr 1907. Um einiges daraus testen zu können, setzte er seine langgehegte Idee einer Pfadfindergruppe um. Das erste Lager fand vom 31.07.1907 bis zum 09.08.1907 mit 20 Jungen aus allen gesellschaftlichen Schichten auf Brownsea Island statt. In den Pfadfindern konnte er seine Erfahrungen umsetzen. So erkannte er schon als kleiner Junge, dass sich die sozialen Schichten nur durch ihre Kleidung unterschieden, weshalb er die Pfadfinderkluft als einheitliche Kleidung einführte.
Weltweite Ausbreitung und die ersten Mädchen:
Sein erstes Lager war ein voller Erfolg, sodass sich nun in ganz England Pfadfindergruppen gründeten. Schon im Jahr 1909 gab es die erste Pfadfindergruppe außerhalb Englands in Chile. Im gleichen Jahr wurden erstmals Mädchen Pfadfinder. Deswegen gründete seine Schwester Agnes Baden-Powell den ersten Pfadfinderinnenverband, The Guide Association, welchem sie bis 1916 auch vorsaß. Im Jahr 1916 übernahm die Frau BPs Olave Baden-Powell das Amt von ihr. Von nun an verbreitete sich die Bewegung auf der ganzen Welt. Im Jahr 1920 wurde das Boy Scouts International Bureau in London gegründet, aus welchem später die World Organization of the Scout Movement (WOSM) hervorging. Bereits 1919 war der International Council entstanden, aus welchem 1928 die World Association of Girl Guides and Girl Scouts (WAGGGS) hervorging. WAGGGS und WOSM sind wie ihre Vorgängerorganisationen für die weltweite Zusammenarbeit der Pfadfinder zuständig.
Ursprünglich war die Pfadfinderbewegung nur für Jungen ab 12 Jahren gedacht. Da sich aber immer mehr Jüngere für die Pfadfinder interessierten, führte BP gemeinsam mit Vera Barclay im Jahr 1914 die Wölflingsarbeit ein, welche sich mehr am Spiel orientiert. Im Jahr 1919 führte Baden-Powell mit der Roverstufe die dritte Altersgruppe ein. Der Kern der Roverarbeit war der Dienst an der Gemeinschaft.
Am ersten Jamboree in London (1920) nahmen 8.000 Jugendliche aus 34 Nationen teil, beim nächsten 1929 waren es schon 50.000 aus 72 Ländern (31 davon Teile des British Empire).
Pfadfinder in Deutschland
Von der Gründung bis zur Weimarer Republik:
Kurz nach der Gründung der Pfadfinder in England schwappte die Idee auch nach Deutschland über. Schon zuvor hatten sich erste Jugendbewegungen wie die Wandervögel (1896) gegründet, welche nun teilweise die Methoden der Pfadfinder annahmen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg, nämlich im Jahr 1908 erfuhr Alexander Lion auf einer Englandreise von den Pfadfindern und brachte nach einem Briefwechsel mit BP die Übersetzung von "Scouting for Boys" auf den deutschsprachigen Markt. Bald darauf gründete sich in München die erste Pfadfindergruppe auf deutschem Staatsgebiet. Im Ersten Weltkrieg wurden die Pfadfinder für militärische Hilfsdienste herangezogen und waren ab 1916 Teil der vormilitärischen Erziehung. Da viele der damals erwachsenen Pfadfinderführer zum Kriegsdienst eingezogen wurden, veränderte sich die Pfadfinderarbeit in Deutschland drastisch. Einige Gruppen zerfielen wieder, in anderen übernahmen ältere Jugendliche die Leitung.
Dies führte jedoch nach Kriegsende zu Konflikten zwischen den älteren Führern, welche den Vorkriegszustand wiederherstellen wollten, den jungen Führern, welche an der Front mit Wandervögeln zusammengetroffen waren und deren Ideale zusammen mit ihren Fronterlebnissen einbringen wollten, sowie den Jugendlichen, welche ihren Posten nicht wieder hergeben wollten. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten gründeten diese drei Gruppen verschiedenste Verbände, sodass das gesamte (politische) Spektrum der Weimarer Republik abgedeckt wurde.
Während der NS-Zeit:
Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten schlossen sich viele der voneinander unabhängigen Pfadfinderverbände zum Großdeutschen Bund zusammen. Dieser hatte das Ziel die Pfadfinder- und Wandervogelbewegung als unabhängige Jugendorganisation neben der Hitler-Jugend zu etablieren. Um dieses Ziel zu erreichen, bekannte sich die Bundesführung zum Nationalsozialismus. Nach etwa drei Monaten wurde der Großdeutsche Bund jedoch aufgelöst und die Eingliederung der einzelnen Verbände in die Hitler-Jugend, mit Ausnahme der konfessionellen Verbände CP, TCP und DPSG, begann. Bis zum Jahr 1938 wurden dann schließlich auch die konfessionellen Pfadfinderverbände verboten.
Von 1945 bis heute:
Bereits 1945 wuchs die Pfadfinderschaft in Deutschland wieder. In der westlichen Besatzungszone geschah dies teilweise bis 1949 noch unerlaubt, während sich in der ehemaligen DDR erst nach der Wiedervereinigung 1990 die ersten Pfadfindergruppen gründeten.
Schon im Jahr 1949 entsprach das Spektrum der Pfadfinderverbände in der späteren BRD wieder dem der Weimarer Republik. Im Oktober desselben Jahres wurde auch der RdP als Ring deutscher Pfadfinderbünde vom CPD, DPSG und BDP gegründet. Für die weiblichen Pfadfinder gründeten der BDPi, BCP, EMP und PSG den Ring Deutscher Pfadfinderinnenbünde (RDP). Beide waren seit 1950 Mitglied in den entsprechenden Weltverbänden und arbeiteten eng zusammen. Im Jahr 1950 wurde der RdP in den Deutschen Bundesjugendring aufgenommen, zwei Jahre später folgte dann auch der RDP.
Im Jahr 1973 schlossen sich der BCP, der CPD und der EMP zum VCP zusammen, welcher heute nach der DPSG der zweitgrößte Pfadfinderverband Deutschlands ist.
Im Jahr 2021 folgte dann die Fusionierung zum Ring deutscher Pfadfinder*innenverbände (rdp).
Wie unterscheiden sich die Pfadfinder in Deutschland von denen in anderen Ländern?
Neben den klassischen Elementen der Pfadfinderei wie Kluft und Halstuch, dem Pfadfindergruß, dem Motto "Allzeit bereit", dem Pfadfindergesetz und dem Pfadfinderversprechen, gibt es in Deutschland einige weitere Elemente, welche von den Wandervögeln und anderen Bündischen Jugendgruppen übernommen wurden.
Dazu zählt vor allem das Prinzip "Jugend führt Jugend", was als Überbleibsel des Ersten Weltkrieges anzusehen ist. Oft sind bei uns die Leiter nur wenig älter als die Kinder. Auch in unserem Liedgut finden sich viele Lieder der Bündischen Jugend. Den größten Unterschied machen aber unsere Zelte aus. So benutzen die Pfadfinder in anderen Ländern, anders als wir, keine Kohten und Jurten.
Generell wird den deutschen Pfadfindern nachgesagt, näher an der Natur und dem Abenteuer zu sein als die Pfadfinder in anderen Ländern.
Die Pfadfindermethode
Die Pfadfindermethode wurde von Baden-Powell zur Umsetzung seiner Erziehungsziele entwickelt und dient allen Pfadfinderverbänden als Grundlage. Wie die Inhalte jedoch genau gewichtet werden, obliegt den einzelnen (Dach-)Verbänden und Stämmen.
Grundsätzlich beinhaltet BPs Methodik die Unterstützung der Entwicklung der Kinder als vollwertige, verantwortungsbewusste Mitglieder ihrer Gesellschaft für alle ohne Unterscheidung nach Geschlecht, Herkunft, Glaube...
Es lassen sich vier Hauptelemente der Pfadfindermethode festlegen. Diese sind:
- "learning by doing": Das Motto Baden-Powells, heute wird es als handlungsbasiertes Lernen verstanden
- das Pfadfindergesetz und das Pfadfinderversprechen: Als Verpflichtung gegenüber gemeinsamen Werten aller Pfadfinder
- die Bildung kleiner Gruppen: Um möglichst früh schon Verantwortung für sich und andere zu übernehmen
- sowie verschiedene Aktivitäten: Als eine Erweiterung des bereits Erlernten
Diese Elemente werden im Alltag der Gruppen auf verschiedenste Weisen umgesetzt. Dazu zählen:
- regelmäßige Gruppenstunden
- gemeinsame Rituale
- Kluft und Halstuch
- das Erlernen von Pfadfindertechniken
- Lager
- soziales Engagement
- Übernahme von Verantwortung in jungen Jahren